Adolf Dell
Juni 1890 in Karlsruhe – 9. September 1977 in Düsseldorf
Bereits als 12-jähriger trug Dell die Torstangen aus dem Feuerwehrhaus zum Exerzierplatz. Von der 3. Und 2. Mannschaft kämpfte sich Dell bis in die erste Elf, wo er den langjährigen Torhüter Fritz Langer 1908 ablöste.
Im Halbfinale der deutschen Meisterschaft 1910 ist der sensible und öfters flatterhafte Goalie vor Aufregung laut eigener Aussage „halb ohnmächtig“ geworden. „Delle Bambel“, wie der damals 20-Jährige genannt wurde, holte sich gar zwei Feldspieler mit ins Tor: „In der letzten so kritischen Viertelstunde wurde die Torsicherung mit allen Schikanen wie Menschenmauer, drei Mann im Tor oder Läuferstürmer vorgenommen. […] Der KFV hatte bei einem Strafstoß Breunig und Hübner, diese zwei Riesengestalten, neben dem gleichfalls stattlichen Dell ins Tor genommen. In 99 solcher Fälle lohnt sich eine derartige Anordnung.“, stellte Fußballliterat Michler in seinem Buch „Mittelläufer spielen auf“ süffisant fest.
Auch im darauf folgenden Endspiel wurde es wieder knapp. Dell schilderte die Schlussminute des Finals gegen Kiel so: „Sieben Meter vor meinem Kasten tauchte plötzlich ganz allein der Kieler Mittelstürmer Fick mit dem Ball auf … ich sah die wahnsinnige Aufregung in seinem Gesicht, daß er die Riesenchance verpaßen könnte. Und die Aufregung hinderte ihn einen Moment, loszuschießen. Da war ich mit zwei großen Sätzen bei ihm, wir traten genau im selben Bruchteil der Sekunde auf den Ball, beide mit äußerlicher und letzter Kraft – da flog das Leder irgendwo seitlich heraus, durch den doppelten Druck zu einem Ei deformiert“. Das Ergebnis ist bekannt: Der KFV behielt mit 1:0 die Überhand. Als Torhüter der KFV-Meistermannschaft ging Dell somit in die deutschen Fußballgeschichtsbücher ein. 1921 wurde er zusammen mit einigen Mitstreitern des Jahres 1910 zum Ehrenspielführer des KFV ernannt.
Der Dramatik blieb Dell treu: Nachdem er seine Fußballschuhe schon sehr früh an den Nagel hing, folgte ein Studium bei Wilhelm Trübner an der Kunstakademie Karlsruhe. 1917 schloss er sich in Düsseldorf der Künstlervereinigung „Junges Rheinland“ an. Nach ausgedehnten Studienreisen mit Werner Gilles und Otto Panlok wurde er Mitglied des Künstlerkreises um die Galeristin Johanna Ey.
Neben der Malerei fand er auch an der Schauspielerei gefallen. Früh kam er mit Gustaf Gründgens in Berührung. In der Ära der Intendanten Gustaf Gründgens und Karl Heinz Stroux zählte er zu dem Stammensemble des Schauspielhauses Düsseldorf und galt in späteren Jahren als Doyen dieser Bühne. 1950 trat Dell in den Dramen „Der Familientag“ und „Cocktailparty“ von T. S. Eliot jeweils in den Inszenierungen von Gustaf Gründgens und 1962 in Max Frischs „Andorra“ auf. Adolf Dell war zudem als Schauspiellehrer tätig. Er unterrichtete den Schauspieler Paul Esser, die Regisseure Michael Koch und Hanno Lunin sowie den Schriftsteller Günter Lanser.

