„Man schrieb das Jahr 1890. In der Karlstraße neben dem Restaurant Moninger wohnte die Familie des Forsrates Langer. 5 Buben waren der Stolz der Eltern. Sie besuchten alle das Realgymnasium: Fritz, Ernst, Wilhelm, Max, Erwin. Täglich tollten sie auf dem nahen Plätzle am Rande des Hardtwaldes, wo englische Studenten der Techn. Hochschule ihnen die Kunst des Fußballs vor Augen führten“. Fritz, Ernst und Wilhelm gehörten zu den Gründungsmitgliedern des KFV. Auch in der Mutter Martha fanden die jungen Pioniere eine große Unterstützerin (siehe oben).
Lange Zeit wurde Wilhelm Langer (23. Januar 1880 in Schlossau, Kreis Buchen – 15. Februar 1970 in Karlsruhe) – „Willem“ gerufen – von seinen beiden älteren Brüdern Fritz und Ernst als Fußballer nicht ernst genommen. Als der KFV 1895 mit Ernst und Fritz Langer in seinen Reihen gegen eine Schülermannschaft mit Wilhelm im Tor antrat, bissen sich Ernst und Fritz an den Paraden von Wilhelm die Zähne aus. In glänzender Manier bewahrte der damals 15-jährige seine Schülermannschaft vor einem Gegentor durch den KFV. Sichtlich genervt fasste Fritz sein jüngeren Bruder nach dem Spiel am Arm und drohte: „Komm numme heim, heut kriegsch se“. Trotz des anfänglichen Zorns wurde Wilhelm nach dem denkwürdigen Spiel in den KFV aufgenommen. Der 1,90 m große Torwart feierte im Spiel gegen den Baden-Badener FC (5:1) 1896 sein Debüt in der ersten Mannschaft und war bis 1908 als Spieler der Schwarz-Roten aktiv. „Wir wollten als Pennäler Fußball spielen, alles andere war uns egal“, erinnerte er sich mit 81 Jahren in einem Interview zum 70. Wiegenfest des KFV (1961). Wilhelm Philipp Langer „boxte die Bälle mit solcher Wucht aus dem Torraum, dass sie fast so weit ins Feld zurückflogen wie Abschläge mit dem Fuß“. Herauslaufen und Fußabwehren gehörten zu seinen Stärken. Als Kapitän des KFV stellte er einst einen Mannschaftskameraden gar kurzerhand selbst vom Platz, da sich dieser nicht seinen Anweisungen entsprechend verhielt. In Freiburg verwies er einen Mannschaftskameraden ins KFV-Tor, als jener nicht mit seinem rüden Gegenspieler auf dem Feld zurechtkam. Daraufhin klärte Willem die Angelegenheit auf seine Art: „Wilhelm nahm sich des ungeratenen Gegenspielers an und ließ in zweimal Bekanntschaft mit den Zuschauern machen, die nahe am Platzrande saßen, bis der wilde Mann sich beruhigt hatte. Dann ging er wieder seelenruhig in sein Tor zurück und sagte zu seinem Freunde: „So, jetzt kann’sch Du widder weitermache“. In seiner Spielerkarriere stand er zweimal im Endspiel um die deutsche Meisterschaft (1905 kurioserweise als Feldspieler) und wurde mehrmals süddeutscher Meister.
Als Torhüter – oftmals ungerechtfertigt als Sündenbock für Gegentore verantwortlich gemacht – eignete er sich eine Schlagfertigkeit an, die nicht selten für Schmunzeln bei den Mitspielern sorgte. Vom Sportjournalisten Joseph Michler (Badische Presse, 3.4.1927, No. 157, S. 16) ist folgende Anekdote überliefert: „Aber dann und wann passierte auch […] ein Mißgeschick, das man Tor nennt. Und dann war immer großer Verdruß. Einmal gelang es dem Stuttgarter „Springbock“ Kipp, daß Trio [Wilhelm Langer, Ernst Hollstein und Fritz Gutsch] zu schlagen. Daraufhin drehte sich Gutsch nach dem „Willem“ um und meinte sehr deutlich: „Hm! Es gibt halt Tore und Toren!!“ Das väterliche Dichterblut regte sich in ihm und machte eben diesen Ausfall. „Willem“ ließ sich deswegen nicht aus der Fassung bringen, sondern gab seelenruhig zurück: „Da hasch‘ recht, Fritzle, Nur moi‘ i‘, es gibt a Fullback und Holzböck, net?!!“ [Anmerkung der Redaktion: „Holzbock“ = ein technisch wenig versierter und recht „grober“ Verteidiger; „Fullback“ = englischer Name für (zentrale) Defensivspieler] – Die Männlein am K.F.V.-Hügel feierten vor Vergnügen. „Fritzle“ Gutsch aber hatte es mit einem Male sehr eilig vom Tore weg und an den Ball zu kommen“.
1905 war Wilhelm Langer maßgeblich am Ausbau des Sportplatzes an der (späteren) Telegrafenkaserne beteiligt. Willem war nicht nur auf Fußballplatz ein Allrounder: Als Ruderer erhielt 1913 eines der ersten Reichsportabzeichen in Gold und war außerdem im Tennis, Skisport und als Leichtathlet aktiv. Im 1. Weltkrieg wurde er schwer verwundet und trug zeitlebens ein russisches Infanteriegeschoss im Körper(!) Als 54-jähriger heiratete er in Karlsruhe (sein älterer Bruder Ernst war Trauzeuge). Von 1936 bis 1945 war der Diplom-Ingenieur Vorstand des Reichsbahnsportvereins Karlsruhe und beruflich als Reichsbahnrat bekannt. Bereits 1921 wurde er zum KFV-Ehrenmitglied ernannt und erhielt außerdem den Ehrenbrief des DFB.


Ernst Langer wurde um 1875 in Schlossau geboren und soll regelmäßig mit Zwicker samt Kettchen auf der Mittelläuferpostion gespielt haben. Der Bankprokurist wurde 1921 zusammen mit seinem Bruder Wilhelm zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt. Erwin Langer (7. August 1883 – 18. Januar 1915) fiel im 1. Weltkrieg. Der Stadbaudirektor Friedrich „Fritz“ Leopold Langer (9. September 1878 in Schlossau, Kreis Buchen – 24. Februar 1942 in Karlsruhe) stand vor dem 1. Weltkrieg an der Spitze des Spielausschusses des DFB. Als einzige Person wurde er zum KFV-Präsident auf Lebenszeit ernannt (seine ausführliche Biografie befindet sich im Kapitel zu den Vereinsführern während der Zeit des Nationalsozialismus).