Albert Einsteins Cousin als früher Fußballprogrammatiker des KFV

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August Marx – 12. April 1864 in Ulm – 11. November 1934 in Durlach

August Marx wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns 1864 in Ulm geboren und heiratete in den 1880er Jahren die Stuttgarterin Luise Gutmann. Ab 8. März 1888 unterrichtete er als Lehramtspraktikant im Karlsruher Lyceum (heutiges Bismarck-Gymnasium), dass sich neben dem Engländerplatz befindet, 1895 als Professor. 1889 promovierte er in Heidelberg mit der Dissertation „Griechische Märchen von dankbaren Tieren und Verwandtes“ mit summa cum laude. Der Altphilologe und späterer Direktor des Durlacher Gymnasiums (1919-1930), empfahl als einer der ersten, den Fußballsport im Schulbetrieb zu übernehmen und wird in den KFV-Chroniken durchgängig als „sachlich denkender Berater für die Jugendlichen“ beschworen. 1894 veröffentlichte er die Schrift „Turnen und Bewegungsspiel am Karlsruher Gymnasium“, in dem er auch die Rolle des Fußballs behandelt. Seine Auseinandersetzungen mit Bensemann um die programmatische Ausrichtung des KFV führten zur (Aus-)Gründung der Karlsruher Kickers (siehe oben). Von 1893 bis 1895 blieb Marx die führende Persönlichkeit im KFV, scheiterte jedoch schließlich mit seinen Auffassungen über die praktische Umsetzung des modernen Fußballspielbetriebs.

Marx war Sohn von Albert Einsteins Tante Clementine Einstein (1842-1930) und besuchte regelmäßig seine Eltern in Ulm. Sein Vater – aus Weikersheim stammend – bereits zum dritten Mal verheiratet und 13 Jahre älter als Clementine Einstein, starb 1909 an Arterienverkalkung und einer Nervenerkrankung. Sein Bruder Ernst (geb. 1878) starb im Mai 1917 während des ersten Weltkrieges in einem Brüsseler Militärkrankenhaus an einer Blutvergiftung. August Marx war einer der ersten Freunde des 1894 nach Karlsruhe gezogenen Fritz Haber, der 1918 den Chemie-Nobelpreis gewann und durch das Haber-Bosch-Verfahren zur Ammoniaksynthese, welche die Massenproduktion von Stickstoffdüngern ermöglichte, berühmt wurde. Haber war Teil der abendlichen Stammtischgesellschaft um August Marx, dem Geschichtslehrer Dauber, den Gebrüdern Hausrath (ein Gymnasiallehrer und ein Forstwissenschaftler) und dem Maler Leopold Graf Kalckreuth. Ob auch der KFV einmal ein Gesprächsthema in der illustren Runde war, ist nicht überliefert. Durch Marx Freundschaft zu Haber soll dieser Albert Einstein eine Position in der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin vermittelt haben (ca. 1913). Sicher ist, dass sich Albert Einstein und Fritz Haber durch Marx kennenlernten und später auch gute Freunde wurden. 1919 empfahl Albert Einstein seiner im gleichen Jahr geschiedenen (ersten) Ehefrau Mileva Marić von Zürich mit den Kindern zu Marx nach Durlach zu ziehen, um dort günstiger wohnen zu können. Ein Jahr später verwarf Einstein die Idee allerdings wieder. Die Freundschaft zwischen Fritz Haber und Marx hielt ein Leben lang. Rudolf Moos (1866-1951), Cousin 2. Grades zu Einstein und bekannter Unternehmer der Herrenschuhmarke „Salamander“, erinnerte sich in seinen Memoiren, dass sich Haber auf einer Dinnerparty von Albert Einstein am 27. Juli 1920 (bei der auch bei auch Reichsaußenminister Walther Rathenau zu Gast war) bei ihm nach Marx erkundete. Im Sterbejahr Habers, ging bei dessen Sohn Hermann auch ein Kondolenzschreiben von Marx ein.

In Durlach galt August Marx galt als feinsinniger Schuldirektor. 1922 veröffentlichte er mit „Senecas Apokolokyntosis für den Schulgebrauch“ seine letzte Schrift. Am Durlacher Gymnasium förderte er u.a. den Reallehrer Josef Hausmann, der 1936 mit dem Aufbau der jüdischen Schule Karlsruhe beauftragt und 1942 in Auschwitz ermordet wurde. Bis zu seinem Tod, vier Jahre nach seiner Pensionierung, bewohnte er mit seiner Familie ein Haus großbürgerlichen Zuschnitts in der Karlsruher Händelstraße. Aus August Marx‘ Ehe mit Luise Gutman stammt die Tochter Lore (geb. 18.12.1899 in Karlsruhe) und die zwei Söhne und Erich (geb. 1901 in Karlsruhe) und Walter Marx (26.06.1907 in Karlsruhe – 08.1984 in Los Angeles). 1934 emigrierte Walter in die USA, da er als „Nichtarier“ – auch wenn er keine Religionsgemeinschaft angehörte – keine beruflichen Chancen in Deutschland hatte und wurde 1954 Professor an der University of Southern California, Los Angeles. Sein Sohn Thomas wurde in den 1950er Jahren in L.A. geboren. Diplom-Ingenieur Erich wanderte bereits 1927 in die USA aus. Die studierte Biologin Lore folgte 1933 über Dänemark in die USA (1936). August Marx ruht heute auf dem liberal-jüdischen Friedhof in Karlsruhe, Grab-Nr. 710.

August Marx 1934, Quelle: Dr. Peter Güß, aus dem Nachlass von Dr. Eduard Dietz (1866-1940), Karlsruhe.

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