Prinz Max von Baden – 10. Juli 1867 in Baden, Baden – 6. November 1929 in Konstanz
Bis heute bekannt ist Prinz Max von Baden, der Sohn des badischen Prinzen Wilhelm und Neffe des Großherzogs Friedrichs II., als letzter Reichskanzler des Kaiserreichs. Weniger bekannt ist, dass er eine durchaus bedeutende Rolle in der Karlsruher Sportgeschichte und vor allem in der Geschichte des KFV spielte.
Der am 10. Juli 1867 in Baden-Baden geborene Max(imilian) Alexander Friedrich Wilhelm von Baden besuchte in Karlsruhe das Gymnasium in einer eigens für ihn unter der Leitung des Pädagogen und Schulleiters Gustav Wendt eingerichteten Klasse, wo er 1885 das Abitur bestand. In seiner Schulzeit gehörte er zu den Engländern und Gymnasiasten, die auf dem benachbarten Exerzierplatz Rugby spielten. Die spätere Benennung des Englän-derplatzes, Geburtsort des Karlsruher Fußballs, geht auf diese englischen Rugbyspieler zurück. Dass diese sportliche Betätigung des Prinzen die Überlassung eines Teils des Kleinen Exerzierplatzes für Rugby und später Fußball erst ermöglichte, kann nicht nachgewiesen werden, ist aber denkbar. Ebenso wenig ist bekannt, ob Max jemals selbst Fußball gespielt hat. Walther Bensemann gründete erst 1889 mit dem International Football Club den ersten Fußballverein in Karlsruhe, zu einem Zeitpunkt als Max in Heidelberg studierte und nach der Promotion im Sommer des Jahres als Gardeoffizier nach Berlin ging. Dem Fußball gewogen war er aber auf jeden Fall.
Konkret nachweisen lassen sich weitere Kontakte zum Sportgeschehen in Karlsruhe Ende des 19. Jahrhunderts, als der 1895 gegründete FC Frankonia zum ersten Leichtathletikwettkampf im deutschen Südwesten einlud, der als Nationale Olympische Spiele angekündigt wurde. Unter den Zuschauern waren Großherzog Friedrich I. und Prinz Max von Baden. Dass Fußballvereine in dieser Zeit Leichtathletikveranstaltungen organisierten, war nicht selten. Auch der KFV betätigte sich auf diesem Feld. 1906 z. B. richtete er „Internationale Olympische Spiele“ u. a. mit Laufwettbewerben, Weitsprung, Diskuswerfen, Dreisprung, Steinstoßen und sogar Fußballweitwerfen aus.
Zu diesem Zeitpunkt stand der KFV schon zwei Jahre unter dem Protektorat des Prinzen Max von Baden, der nun auch regelmäßig Fußballspiele des KFV besuchte – der KFV, der Fußball und damit der Sport waren in Karlsruhe hoffähig geworden. Dies mag neben der bürgerlichen Struktur des KFV dazu beigetragen haben, dass er in der Stadt als “eingebildeter” Verein gegolten haben soll. Als das neue hochmoderne Stadion des KFV an der Telegrafenkaserne am 1. Oktober 1905 mit einem Spiel gegen den FC Zürich vor 2000 Zuschauern eingeweiht wurde, überreichte Prinz Max dem Spielwart des KFV Ivo Schricker den von ihm gestifteten Silberpokal.
Im Gefolge des Prinzen kamen nun auch Offiziere und hochrangige Beamte ins Stadion, dem Spiel gegen Oxford University Association Footballclub am 24. März 1907 z. B. wohnten neben Prinz Max auch Staatsminister Freiherr Alexander von Dusch und zahlreiche Offiziere bei. Stolz firmierte der KFV nun in den Karlsruher Adressbüchern mit dem Zusatz „Unter dem Protektorat seiner Großherzoglichen Hoheit des Prinzen Maximilian von Baden“. Nach dem Fall der Monarchie wurde dies 1919 bis 1922 geändert in „Schirmherr Prinz Max von Baden“. Vermutlich werden schon in dieser Zeit keine intensiveren Kontakte mehr zum KFV bestanden haben, denn Prinz Max war nach dem Ende seiner Reichskanzlerschaft nicht mehr nach Karlsruhe gezogen, sondern nach einem kurzen Aufenthalt in Baden-Baden nach Salem an den Bodensee, wo er am 6. November 1929 in einem Konstanzer Krankenhaus verstarb.
Die Förderung des Karlsruher Sports durch Prinz Max war durchaus im Einklang mit der Einstellung des großherzoglichen Hauses, das dem Sport aufgeschlossen gegenüberstand. Nicht nur Prinz Max besuchte Sportveranstaltungen und stiftete Ehrenpreise. Man folgte damit auch dem englischen Beispiel, wo Adlige als Besucher und Protektoren sportlicher Veranstaltungen auftraten. Umgekehrt werteten sich die Vereine und damit auch der KFV auf, wenn sie sich der allerhöchsten Gunst sicher waren.



