1952 bis 1957: 2. Liga Süd und die historische Weichenstellung im Karlsruher Fußball

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Mit dem wieder hergestellten Selbstbewusstsein stieg der KFV 1952 von der 1. Amateurliga in die 2. Liga Süd auf. Im Aufstiegsjahr 1951/52 kam es auch zu den letzten beiden Derbys gegen den FC Phönix, der nur auf dem fünften Platz landete. Ein Kapitel deutscher Fußballderby-Geschichte ging damit zu Ende! In den darauffolgenden fünf Spielzeiten hielt sich der KFV in der 2. Liga und war auch wieder gefühlt unter seinesgleichen angekommen.

Derweil erfolgte eine für den Karlsruher Fußballsport einschneidende Entwicklung: Den FC Phönix plagten finanzielle Probleme und der heimische Wildpark, das Stadion der Schwarz-Blauen, war stark überholungsbedürftig. Das große Stadion von 1921 war das Kapital des Vereins, während es dem Lokalmatador VfB Mühlburg eines solchen mangelte. Der VfB Mühlburg war inzwischen mit Abstand die sportliche Nummer 1 in Karlsruhe und verpasste 1951 nur knapp die Teilnahme an der Endrunde der deutschen Meisterschaft. Die Mühlburger Mannschaft brach im 2. Weltkrieg nicht auseinander und konnte 1947, im Abstiegsjahr des KFV und des FC Phönix aus der Oberliga Süd, eben in diese Klasse aufsteigen. Das Mühlburger Stadion an der Honsellstraße war jedoch längst an seine Kapazitätsgrenzen gekommen, die Zuschauer saßen teilweise auf den Bäumen, so dass man bereits über einen Neubau nachdachte. Ein Neubau kam aber nicht in Frage: Nacht der Währungsreform und den 1948/49 eingeführten Vertragsspielerstatuten verfügten die Mühlburger nur noch über ein Vereinsvermögen von 1176 Mark. Der FC Phönix hingegen besaß ein Stadion, welches den Zuschauerbedarf der Mühlburger bedienen konnte. Mit dem Vorschlag einer Fusion trat Karlsruhes Oberbürgermeister Klotz an die beiden Vereine heran und versprach den Bau eines neuen Stadions (Klotz‘ Vater, Franz Klotz, war Begründer der Jugendabteilung des FC Phönix gewesen). Auf zwei getrennten Generalversammlungen wurde im September 1952 über die Fusion abgestimmt. Bei den klammen Phönixlern erhielt der Vorschlag auf Anhieb wie erwartet breite Zustimmung. Die Mühlburger wehrten sich aus Gründen der Tradition gegen einen Umzug zum niederklassigen Phönix in den Hardtwald. Bei der Abstimmung der 772 anwesenden VfB-Mitglieder fehlten schließlich 33 Stimmen zur notwendigen 2/3-Mehrheit. Drei Wochen später überzeugte man nun auch die Mühlburger Skeptiker, die Fusion war damit am 16. Oktober 1952 beschlossene Sache, der neue Verein wurde auf den Namen Karlsruher Sport-Club Mühlburg-Phönix e.V. getauft. Der Mühlburger Heinz von der Heydt wurde erster Präsident des neuen Vereins, der vormalige Phönix-Vorstand Robert Suhr bekleidete das Amt des Vizepräsidenten. Ein Indiz des Machtverhältnisses zwischen den beiden Klubs. Sportlich konnte der neue Klub den Platz des VfB Mühlburg in der Oberliga Süd einnehmen und die bereits sieben Spieltage der alten Saison unter dem Namen KSC Phönix-Mühlburg spielen. Ab der Spielzeit 1953/54 wurde dann die Bezeichnung Karlsruher SC gebräuchlich. Im Wildpark wurde umgehend mit dem Neubau des Stadions begonnen, der aber fast drei Jahre in Anspruch nahm, so dass der KSC seine Heimspiele in den ersten drei Jahren in der Mühlburger Honsellstraße austragen musste. Der neue KSC überholte mit ca. 2000 Mitgliedern den KFV (1000 Mitglieder) deutlich.

Auch dem KFV bot man an, dem neu gegründeten Verein beizutreten, was dieser aber ablehnte, schließlich hatte man 1948 gerade das sanierte, neue Stadion eingeweiht und drei Aufstiege in fünf Jahren gefeiert, war deutscher Amateurvizemeister geworden und stellte mit Kurt Ehrmann den einzigen Karlsruher A-Nationalspieler der Nachkriegszeit!

Manche Alt-KFVler sahen es als Fehler an, eine Fusion abgelehnt zu haben, da man in den folgenden Jahren dem sehr erfolgreichen KSC in der Publikumsgunst sowie im sportlichen Abschneiden nicht das Wasser reichen konnte. Doch was wäre bei einer Fusion mit Phönix und dem VfB Mühlburg oder einer dieser beiden Vereine geschehen? Vielleicht hätte es dann einen Karlsruher Fußball-Club Mühlburg-KFV-Phönix e.V. gegeben, dessen Auswärtstrikot schwarz-rot und dessen Vereinsfarben blau-rot-weiß geworden wären?!? Man kann nur spekulieren. Der Name KFV wäre jedenfalls aus den Annalen der Fußballgeschichte gestrichen worden, so wie der des FC Phönix, von dessen Existenz heute nur eingefleischte KSC-Fans wissen. Den neuen KSC hätte man mit dem KFV spielerisch kaum stärken können (schließlich spielte man eine Klasse unter dem VfB Mühlburg) und ein Stadion war in der Fusion auch bereits vorhanden.

 

Zurück zur Geschichte des KFV: Im ersten Spieljahr der 2. Liga Süd konnte sich der KFV gut behaupten und schloss auf dem 10. Platz ab. In den kommenden Jahren gelang es den Karlsruhern die Vertragsspielermannschaft fast komplett zusammenhalten. 1954 zählte der KFV 949 Mitglieder (davon 147 aktiv, 504 passiv, 28 Ehrenmitglieder, 20 Ehrenspielführer und 174 Mitglieder der Siemens-Sportgruppe). In der 2. Liga Süd spielte der KFV meist im unteren Mittelfeld und zeigte seine beste Saisonleistung 1954, mit einem fünften Platz, knapp hinter dem TSV 1860 München.

Nachdem das Verletzungspech die Schwarz-Roten 1956 heimsuchte, verstärkten sich die Karlsruher vor der Saison 1956/57 nicht genügend. Nationalspieler Ehrmann wechselte zum 1. FC Pforzheim und der KFV stieg ab. Der avancierte Wiederaufstieg in die 2. Liga glückte nicht. In zu kurzer Zeit hatte der KFV seine Mannschaft umformen müssen. Olympiateilnehmer Eglin verließ Karlsruhe in Richtung Stuttgarter Kickers. Der anhaltende sportliche Abstieg aus den ersten beiden Ligen war damit besiegelt.

Die sportliche Misere mündete schließlich auch beim KFV in Fusionsgedanken: 1957 bildete der KFV eine Kommission, welche „die Fusionsverhandlungen mit dem FC-Frankonia fortsetzen soll“. Auf Seiten des KFV war die Bereitschaft zu einer Fusion gegeben und auch die Stadt wurde in die Gespräche miteinbezogen. Selbst die Fusion mit dem FC 21 Karlsruhe wurde geprüft. Die Überlegungen zur Fusion wurden bereits so konkret, dass die Vereine sich auf einen gemeinsamen Trainer von KFV-Frankonia einigten. Die Gespräche wurden allerdings auf das nachfolgende Jahr verschoben und versandeten dann erneut.

 

21. 06. 1961: Endspiel um den nordbadischen Amateurpokal

ASV Feudenheim – KFV 0:2 n.V.

KFV: Sick, Schwinn, Schmidt, Linder, Schneidmann, Kempf, Baumann, Unser, Mayer,  Schönig, Pöhlmann

0:1 (110. Min., Pöhlmann), 0:2 (115. Min., Mayer)

Stadion in Forst, 900 Zuschauer

KFV Nordbadischer Amateurmeister 1952, Quelle: KFV-Archiv.
KFV-Stürmer Stutz, 2. Liga Süd. Quelle: KFV-Archiv.
Fusion mit Frankonia? Die Überlegungen dazu waren schon reif. Quelle: KFV-Archiv.

Interviews zur EPOCHE

Kurzinterview mit Bruno Schäffner (2016)

Bruno Schäffner wohnt heute in Forst. 1954 spielte er als Vertragsspieler des KFV gegen große Namen wie den FC Bayern München, TSV 1860 München, Hessen Kassel oder Waldhof Mannheim. Im Kurzinterview mit dem KFV erinnert er sich an seine Spielerzeit beim KFV in den 1950er Jahren.

Auf welcher Position spielten Sie am liebsten?

Auf der Position „Rechtsaußen“ im damaligen „WM-System“.

In welchen Vereinen waren Sie neben dem KFV aktiv?

Beim FC Forst in der A-Klasse, 2. Amateurliga und in der 1. Amateurliga. 1966 wurden wir Nordbadischer Meister.

FC Olympia Kirrlach (2. Amateurliga Baden), VfB Bruchsal (2. Amateurliga Baden) und FC Heidelsheim (A-Klasse).

Herr Schäffner, wie sind Sie zum KFV gekommen?
Ich bin als junger Spieler (21 Jahre) durch viele Tore in der A-Klasse beim FC Forst „Beobachtern“ des KFV aufgefallen. Im Juni 1954 wurde ich Vertragsspieler des KFV und bald folgten die ersten Spiele und Tore gegen Bayern Hof, 1860 München und Hessen Kassel!

Was sind Ihre Erinnerungen von der 2.Liga Süd?
Das waren die Spiele gegen 1860 und Bayern München! Die Trainer des KFV waren sehr gut ausgebildet, ebenso war die medizinische Versorgung beeindruckend. Dazu kamen gutes Essen und „Geschenke“ von Gönnern. Als Vertragsspieler erhielt ich 100,- DM monatlich – ein Glas Bier kostete damals 15 Pfennig! Außerdem einige Prämien für erfolgreiche Spiele.

Welche Persönlichkeit hat Sie beim KFV am meisten geprägt?

„Kaddel“ Ehrmann war mein Vorbild in Sachen Ballbeherrschung, Technik und Raffinesse!

Was hat Sie beim KFV am meisten beeindruckt?

Die gute Vereinsführung, die wie erwähnt gute medizinische Betreuung beim Training als auch beim Spiel.

Was sind Ihre schönsten Erinnerungen an die 2. Liga Süd?

Die Spiele gegen Bayern München, 1860 München, Hessen Kassel und Waldhof Mannheim und natürlich die Tore gegen diese Vereine! Die meisten der genannten Vereine liefen mit Nationalspielern auf.

Was machten Sie nach Ihrer Zeit beim KFV?

Ich bin danach Spieler und Spielertrainer bei den oben genannten Vereinen gewesen.

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