1919 bis 1933: Der KFV unter süddeutschen Spitzenmannschaften

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Die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs gelang während des 1. Weltkriegs infolge der zahlreichen Einberufungen nur unter erschwerten Bedingungen. Einige Spieler der Finalmannschaften von 1905, 1910 und 1912 fielen während des 1. Weltkrieges, so wie der rechte Läufer Hans Ruzek (08. November 1914), der Verteidiger Kurt Hüber (17. August 1915), der Linksaußen Hermann Bosch (16. Juli 1916) und der rechte Läufer Wilhelm Gros (22.08.1917). Auch der junge Verwaltungsaktuar (Beamter) Hermann Kächele (geb. 24. Mai 1890 in Karlsruhe), der 1912 Vizemeister wurde und ein hoffnungsvolles Sturmtalent der Karlsruher war, fiel bereits am Vormittag des 13. August 1914 im elsässischen Brückensweiler (Bréchaumont) zwischen Belfort und Mühlhausen als Unteroffizier der Reserve der 4. Kompanie (heute ruht er in Block 7 Grab 507 in der Kriegsgräberstätte in Cernay, Frankreich) – zehn Tage nach der deutschen Kriegserklärung an Frankreich. Der auf dem Platz stets in schwarz gekleidete Franz Burger (geb. 1893; aufgrund seiner schmächtigen Gestalt meist nur „das Burgerle“ genannt), ebenfalls Vizemeister von 1912, trug eine schwere Augenverletzung mit nach Hause, so dass er nicht mehr spielen konnte. In seinen letzten Tagen vor seinem Tod im November 1940 war er gar vollkommen blind.

1918 erfolgte der schwere Neuaufbau des Vereins. Schnell wurde klar: Der KFV gehört nicht mehr zur Speerspitze des deutschen Fußballs. In den beiden Jahrzehnten zwischen den Kriegen sollten es vor allem der 1. FC Nürnberg, die SpVgg Fürth und der Hamburger SV sein, die um die deutsche Meisterschaft stritten. Auch in Süddeutschland verlagerte sich das fußballerische Gewicht vom Westen in den Osten (nach Bayern).

Süddeutschland – nun ohne das Elsass, dass Frankreich zufiel – organisierte sich nach dem 1. Weltkrieg in 10 Kreisligen. Der KFV spielte in der „Kreisliga Südwest“, die wiederum in mehreren Gruppen für die Regionen Württemberg, Odenwald und Baden untergliedert war. Die Elf des KFV bestand zur „Stunde null“ nach dem Weltkrieg nur noch aus einem Rumpfkader der alternden Meisterschaftsgeneration und neuen, hoffnungsvollen Talenten. Einer der Stürmertalente war Emil Melcher (geb. 25. Oktober 1895 in Karlsruhe), der sich aber weniger als Spieler sondern in der Folgezeit nur in einer illustren Trainerkarriere, in der er Eintracht Frankfurt, die Stuttgarter Kickers, Alemannia Aachen, Schwaben Augsburg, VfL Bochum, Bayer 04 Leverkusen, den Freiburger FC und den Wuppertaler SV trainierte, einen größeren Namen machen sollte (als Trainer blieb er allerdings selten mehr als ein Jahr einem Verein treu). Eine andere KFV-Personalie war dafür umso entscheidender für die ersten Tage nach dem Weltkrieg: Karl Egetmeyer (geb. 21. September 1875 in Karlsruhe), der bereits von 1900 bis 1909 für den KFV spielte, sowie in der Nachkriegszeit von 1919 an noch einmal zusammen mit Hirsch und Tscherter in der ersten Elf stand, leistete seinen wichtigsten Beitrag zur KFV-Vereinsgeschichte 1914 auf einem Verbandstag. Als Verhandlungsführer des KFV bewahrte er den Altmeister am grünen Tisch vor einem erstmaligen Abstieg in die Zweitklassigkeit! Einige Jahre nach seiner Heldentat am Verhandlungstisch, wurde er der erste Verwaltungsratsvorsitzende des VfR Mannheim. Im Juli 1948 ging er als Mannheimer Gasdirektor nach 48 Jahren im Dienst der Stadt Mannheim in den Ruhestand. Auch sein Bruder Alfred Egetmeyer war Spieler des KFV, ehe er im Dezember 1908 als Lehrer nach Furtwangen versetzt wurde. Dort bescherte er dem FC 07 Furtwangen einen starken Aufschwung, wurde aber bereits nach einem Jahr wieder versetzt. Er fiel im 1. Weltkrieg.

Die KFV-Mannschaft mit v.l.n.r. August Kistner, Weiss, Fritz Tscherter, Hermann Greiler, Julius Hirsch, Max Groke, Wilhelm Würzburger, Ziegler, Wolz, Anton Daferner, Kraft und Burger. Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe.

Ungarnmeister gegen KFV – Ein verschossener Elfmeter als Geschenk an die Gäste

Es war eines der ersten Nachkriegshighlights: Vor über 6.000 Zuschauern spielte der KFV 1919 gegen den ungarischen Meister MTK Budapest, noch mit den Meisterspielern Förderer (der dafür aus Halle gekommen war), Tscherter, Fuchs und Hirsch in seinen Reihen. Kurz vor Schluss bekam der KFV wegen eines Handspiels eines Ungarns einen Elfmeter zugesprochen, den die Budapester partout nicht akzeptieren wollten. Jedes Mal, wenn der Ball von einem KFV-Spieler auf den Elfmeterpunkt gelegt wurde, stieß ihn ein MTK-Spieler wieder weg. Erst als der umsichtige Förderer den Ungarn klar machte, dass er absichtlich daneben schießen würde, konnte der Elfmeter ausgeführt werden. Das Publikum schrie und pfiff zunächst, spendete dem sportlichen Tun Förderers jedoch schließlich Beifall. Nach drei passablen, aber an Meisterschaftsehren dürftigen Nachkriegsjahren, gewannen die Schwarz-Roten 1922 die Kreisliga Südwest und spielten als stärkstes badisches Team gegen die Sportfreunde Stuttgart um die Meisterschaft im Bezirk Württemberg/Baden, verloren aber das Rückspiel knapp mit 0:1, nach einem vorrangegangen 1:1.

Rückkehr auf die deutsche Fußballbühne

1923 wurde das Ligasystem reformiert und die Kreisligen durch „Bezirksligen“ ersetzt, die dem süddeutschen Fußball wieder stärker einen überregionalen Charakter und damit Attraktivität verliehen. Ausgerechnet in der Saison 1922/23, als es galt einen Platz in der neu entstehenden Liga zu sichern, schwächelte der KFV und belegte nur den 5. Platz in der Kreisliga. Während Pforzheim, der Freiburger FC und die Stadtrivalen Phönix und Mühlburg sich für die neue erstklassige Liga qualifizierten, schmachtete der KFV noch weiter in der nun zweitklassigen Kreisliga Mittelbaden.

Zu dieser Zeit etablierte sich mit Max Groke (2.11.1893 -1968) ein neuer Führungsspieler im KFV-Team. „Mit seiner Pferdelunge war er nicht herunterzukriegen und dribbeln konnte er über das halbe Spielfeld. Diese Gabe verleitete ihn aber zum zu langen Ballhalten“. Ab 1919 war Groke schon für den KFV aktiv und von 1925 bis 1930 Spielführer der Schwarz-Roten. Für Süddeutschland spielte er 1923 repräsentativ gegen die Schweiz (auch sein Sohn Heinz Groke spielte in der Nachkriegszeit im KFV-Sturm und wurde in den 1990er Jahren noch einmal Spielausschussvorsitzender). In der Saison nach dem schwachen 5. Platz wurde Spieler Groke gleichzeitig Trainer der KFV-Elf. Mit ihrem neuen Spielertrainer errang die Mannschaft zwar die Meisterschaft der zweitklassigen Kreisliga, scheiterte aber in den Aufstiegsspielen am VfB Stuttgart und dem SC Freiburg.

Mit aller Macht klappte der ersehnte Aufstieg nach zwei Jahren Zweitklassigkeit 1924/25. Der Aufstieg brachte den KFV nun endlich wieder der Welt näher, in der sich die KFV-Anhänger in ihrer subjektiven Gefühlswelt noch immer befanden: Auf der großen Bühne des deutschen Fußballs! Der KFV trat nun in der Bezirksliga Württemberg-Baden, Gruppe Baden, an. Der Meister der Gruppe Baden spielte im jährlichen Turnus gegen den Meister der Gruppe Württemberg die Württemberg/Baden-Meisterschaft aus. Die besten Mannschaften Süddeutschlands, d. h. die Meister der Bezirke Main/Hessen, Rhein/Saar, Bayern und eben Württemberg/Baden spielten um die Süddeutsche Meisterschaft, die wiederum – wie schon in früheren Zeiten – die Qualifikation zur deutschen Meisterschaftsendrunde sicherte. Insofern bestand für den KFV wieder die reale Option, ein Wort in der deutschen Fußballmeisterschaft mitzureden.

KFV gegen Enotria Goliardo Mailand, 8. Mai 1921 (2:2). Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe.
Der KFV beim FC Wacker München (3:0) am 24. April 1927 mit (stehend von links) Jean Vogel, Keeper Karl Waßmannsdorf, Alfred Reeb, Wilhelm Quasten, der kampfkräftige und schussgewaltige Rechtsaußen Wilhelm Würzburger, Rafet Bekir, Leopold
Am 8. September 1928 rief Walther Bensemann im Schlosshotel Karlsruhe den Club der Alten (CDA) mit verdienten Fußballpionieren ins Leben. Kurz vor seinem Tod bezeichnete Bensemann die Vereinigung als eine seiner wichtigsten Gründungen. An der Gründungsversammlung waren folgende Altspieler beteiligt: (von links nach rechts) Fritz Langner (KFV), Dr. Gerhard Wagner (Preußen Berlin), 1905er-Vizemeister Julius Zinser (KFV), Haberstroh (Phönix Karlsruhe), Georges Mathis (FV Straßburg), Karl Grevé (Phönix Karlsruhe), Vereinsgründer Walther Bensemann (KFV), Dr. Ivo Schricker (KFV), W. Kratochvil (Mannheimer FG 96), Albert Sohn (Eintracht Frankfurt), 1905er-Vizemeister Ludwig Heck (KFV), Hans Trapp (Stuttgarter Kickers), Karl Geppert (Alemannia/Phönix). Sitzend: Dr. Thalmann (FC Basel), Walter Hermann (Baden-Baden) und Rerginald Westendarp (HSV). Quelle: KFV-Archiv.
1924-25
1931

Wie schon im Jahrzehnt davor, wirkte erneut ein britischer Trainer nach einer Krisenzeit als Katalysator für den sportlichen Erfolg: James Lawrence wurde im August 1925 verpflichtet. Lawrence bewies weniger pädagogisches Gespür, als fußballtheoretisches Wissen. Den KFV-Recken soll er das sogenannte W-System bzw. WM-System, das im britischen Fußball seit 1925 praktiziert wurde, gelehrt haben. Das Ergebnis von Lawrences Wirken glich einer Sensation: Der KFV wurde als frischer Aufsteiger Meister der Liga Württemberg-Baden und qualifizierte sich prompt für die süddeutsche Meisterschaft! Die größte Glückseligkeit für die Schwarz-Roten brachte schließlich ein 9:0-Kantersieg im Lokalschlager gegen den FC Phönix: „Das Rezept, das den kranken KFV wieder gesund machte, heißt unter dem neuen Trainer unermüdliches Training, sportliche Einigkeit, Disziplin und strenge Enthaltsamkeit“, urteilte eine Zeitung abschließend über den neuen Geist beim KFV.

In der Endrunde der süddeutschen Meisterschaft ging dem KFV, der innerhalb einer Jahresfrist die strapaziösen Aufstiegsspiele für die Bezirksliga bestritt sowie in der Bezirksliga selbst Meister wurde, jedoch die Luft aus. Ersatzgeschwächt und ohne Frische konnte der KFV in der Endrunde der süddeutschen Meisterschaft nicht mit Gegnern wie dem FC Bayern München oder dem Vorjahresvizemeister FSV Frankfurt mithalten. Auch gegen den späteren deutschen Meister in dieser Saison, die SpVgg Fürth, konnte der KFV zuhause nicht gewinnen:

So., 07.03.1926: Endrunde der Süddeutschen Meisterschaft – 5. Spieltag

KFV – SpVgg Fürth 1:2 (1:0)

KFV: Hans Eberlein, Huber, Hermann Trauth, Wolz, Max Groke, Hermann Greiler, Wilhelm Würzburger, Hermann Ege, Jean Vogel, Leopold Kastner, Walter Finneisen

Fürth: Neger – Müller, Hagen – Kleinlein, Leinberger, H. Krauß – Auer, Franz, Seiderer, Ascherl, Kießling

1:0 Würzburger (8.), 1:1 Seiderer (46.), 1:2 Leinberger (75.)

Stadion an der Telegrafenkaserne, Zuschauer: 8000, Schiedsrichter: Herrmann (Ludwigshafen)

Im folgenden Jahr landete der KFV knapp hinter dem VfB Stuttgart auf dem zweiten Tabellenplatz der Bezirksliga Württemberg/Baden. In der Trostrunde der Zweitplatzierten der deutschen Bezirksligen, die noch einmal das Tor zur Meisterschaftsendrunde weit aufriss, startete der KFV als Favorit. Ein stark umkämpftes und äußerst hart geführtes Spiel gegen den VfR Mannheim stellte jedoch einen entscheidenden Wendepunkt zu Ungunsten der Karlsruher dar: „Zum Spiele gegen den VfR fuhren wir mit einer außerordentlich starken Mannschaft nach Mannheim. Es hätte ein packendes und spannendes Treffen werden können, wenn nicht… Die Zuschauer kamen aus dem Staunen nicht heraus. Unsere Spiele der letzten Jahre gegen Mannheim zählten stets zu den besten und fairsten. Was sich aber da entwickelte und abwickelte, hatte mit dieser Kennzeichnung nichts mehr gemein. Kaum waren 5 Minuten vergangen, da war Günther so gut wie erledigt. Wenig später humpelte Ferdinand Lange bedenklich. Bekir ging bei der Pause mit einer Gesichtsverletzung in die Kabine, als ob er eben aus einem Boxring käme. Und kurz vor Spielschluß wurde Kastner ins Exil geschickt, als er die dauernden Hinterhältigkeiten und Gemeinheiten des gegnerischen Mittelläufers Deschner abzuwehren versuchte. Es war schauerlich. Insbesondere die Herren Deschner und Engelhardt II haben sich als vollendete, Sportsleute‘ erwiesen; wir würden nichts vermissen, wenn wir diesen Leuten künftig nicht mehr begegnen würden.“ KFV-Spieler Kastner war jedoch nicht ganz unschuldig an den erhitzten Gemütern: Der „KFV führte schon 5:0. Alle Tore hatte Kastner geschossen. Dann redete er! Und aus dem Glückspilz wurde ein Unglückspilz. Mannheim holte noch auf!“ (Badische Presse, 12.9.1935). Der KFV gewann zwar mit 5:4, konnte ersatzgeschwächt allerdings nur noch den zweiten Platz in der Trostrunde der Bezirksligazweiten, knapp hinter dem TSV 1860 München, belegen. Haarscharf verpasste der KFV damit nach 15 Jahren Abstinenz sein Comeback in der deutschen Meisterschaftsendrunde.

Im Juli 1927 – kurz nach der verpassten Meisterschaftsendrunde – fand der wohl eigentliche Höhepunkt der Saison statt: Im Karlsruher Wildparkstadion fanden sich 15.000 Zuschauer ein, um die Pokalpartie KFV gegen den frischgebackenen deutschen Meister, den 1. FC Nürnberg, zu verfolgen. Eine Vorschau zu dem Spiel zeigt, wie groß der Eventcharakter des Fußballs bereits in den 1920er war: „Der Wettspielball wird voraussichtlich von einem Flugzeug abgeworfen. Oberbürgermeister Dr. Finter wird den Deutschen Meister im Namen der Stadt begrüßen und die gesamte Feuerwehrkapelle spielt ab 1.00 Uhr unter Leitung des Musikdirektors Irrgang. Als Vorspiel findet eine Begegnung zwischen den Junioren des KFV und des FC Phönix statt“. Der Anstoß verzögerte sich zunächst, da die Nürnberger Stars Kalb und Stuhlfauth erst gegen 3.00 Uhr mit dem Flugzeug in Karlsruhe ankamen. Nach der regulären Spielzeit eines spannenden Spiels stand es immer noch 0:0. Zur Verlängerung erschienen kurioserweise nur noch die Karlsruher. Die Nürnberger konnten nicht zum Weiterspielen bewegt werden. Da der satzungsgemäße Gewinner, der KFV, nach der Partie auf den Sieg verzichtete, bestritt der 1. FC Nürnberg die weiteren Pokalspiele.

In der Saison 1927/28 erlebte man den vermutlich stärksten Nachkriegs-KFV. Gereift durch die ersten Jahre auf hohem Niveau, gewann der KFV souverän die Bezirksliga und schlug Lokalrivale FC Phönix im Entscheidungsspiel um die Meisterschaft im Bezirk Württemberg/Baden, Gruppe Baden souverän mit 6:1. In der süddeutschen Meisterschaft landete der KFV auf dem guten aber undankbaren Platz 4 hinter den Bayern, Eintracht Frankfurt und der SpVgg Fürth.

 

Bezirksliga Baden 1928

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Plz.

Verein

Spiele

Siege

Remis

verl.

Tore

Punkte

1.

Karlsruher FV

14

9

3

2

38:19

21:7

2.

FC Phönix Karlsruhe

14

10

1

3

41:24

21:7

3.

SC Freiburg

14

8

3

3

32:17

19:9

4.

FV Offenburg (N)

14

5

5

4

27:20

15:13

5.

Freiburger FC

14

6

0

8

32:31

12:16

6.

SpVgg Freiburg (N)

14

4

3

7

27:39

11:17

7.

FC 08 Villingen (N)

14

4

2

8

29:38

10:18

8.

VfB Karlsruhe (N)

14

1

1

12

12:40

3:25

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Süddeutsche Meisterschaft 1928 – Endrunde

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Plz.

Verein

Spiele

S

R

N

Tore

Punkte

1.

FC Bayern München

14

10

4

0

41:17

24:4

2.

SG Eintracht Frankfurt

14

9

3

2

39:23

21:7

3.

SpVgg Fürth

14

8

4

2

37:15

20:8

4.

Karlsruher FV

14

5

2

7

34:29

12:16

5.

Stuttgarter Kickers

14

3

5

6

25:30

11:17

6.

VfR Wormatia 08 Worms

14

4

3

7

28:37

11:17

7.

SV 07 Waldhof

14

3

3

8

33:42

9:19

8.

FV 03 Saarbrücken

14

2

0

12

19:63

4:24

 

Hertha_03_1927
Streit um das Bier

Zeitgenössischer Spielbericht aus dem Kicker vom 27.03.1928

Karlsruher F.V. 1, Eintracht Frankfurt 2

Ein Auto-Korso mit dem Kennzeichen I T und rotweißen Fähnchen belebte um die Mittagsstunde das friedliche Karlsruher Sonntagsgeschehen. Draußen hinter dem Flugplatz hat sich was. Auf der Tribüne schlug Eintracht-Anhang seine Zelte auf und erprobte seine Stimmbänder, als die 11 Frankfurter das von 12.000 Menschen umsäumte Oval beehrten. Der Karlsruher hats gleich gemerkt und überschüttete seine siegesbeflissenen Mannen mit Sympathie.

Brennend war für uns Karlsruher die Schiedsrichterfrage. Davon hing für heute gar vieles ab. Nach Hannewald und Jose endlich Fritz Oggersheim. Die Schreier kamen natürlich auch diesmal auf ihre Rechnung. Das hinderte aber Herrn Fritz nicht, seinen Weg zu gehen, objektiv zu sein und Spieler wie Zuschauer gleichermaßen zum nötigen Respekt zu zwingen. Die Sicherheit des Auftretens ließ erkennen, daß er die Materie beherrscht und etwaige Opposition nicht fürchtet. Einem solch sicheren Leiter schließt sich das Publikum vertrauensvoll an.

Das Spiel war riesig abwechselnd und unterhaltend, aber es war kein inneres Erlebnis. Klassefußball ist etwas ganz anderes. Hierzu kam es nicht. Dem heutigen Kampf gingen gar viele Feinheiten ab. Das Leder rollte zu wenig, es flog zu viel. Frankfurt setzte seine anerkannten Kräfte restlos ein, wo aber ist das Mannschaftsspiel, das Räderwerk, das ineinandergreift und die Herzen jubeln läßt? Man sucht dererlei nun einmal bei Mannschaften, die aussichtsreich um Süddeutschlands Meisterschaft kämpfen. Gruppenweise spielten die Frankfurter ihr gutes Spiel, aber es ging nicht zusammen. Selbst Kräfte wie Dietrich, Ehmer, Kissinger scheiterten an ihrer Aufgabe vor dem Karlsruher Netz, denn Frankfurts unmittelbare Chancen waren dünn gesät. 12:7 standen am Schlusse die Ecken für den KFV. Ein untrügliches Zeichen dafür, daß die Karlsruher ihrem Gegner mächtig zusetzten. Ja, in der zweiten Halbzeit gingen die Einheimischen so weit, den Eintrachtsieg jeden Augenblick in Frage zu stellen. Frankfurt war zur Abwehr verurteilt, die allerdings so vollkommen gelang, daß der KFV einfach nicht zum sehr verdienten Ausgleich kommen konnte.

2:1 für Eintracht. Es hätte dem Spielverlauf nach nichts geschadet, wenn der KFV gewonnen hätte. Sein Spiel war flüssiger, seine Angriffe zahlreicher und gefährlicher. Aber! Während Frankfurt in seinem Ersatz-Rechtsaußen Döpfer einen ziemlichen Versager hatte, waren es auf Karlsruher Seite deren zwei: Vogel und Ege. An sich schon ohne Kastner und Würzburger spielen zu müssen, und dazu noch stumpfe Waffen im Angriff, da ist es nicht verwunderlich, wenn der restlose Einsatz der übrigen Reihen nicht ausreicht zum möglichen Siege. Niemand wird behaupten wollen, daß der KFV einen schlechten Tag hatte. Die Mannschaft war gut im Schwunge, litt zwar unter oft beschriebenen taktischen Mängeln Einzelner, doch hätte man diese übersehen können, wenn nur das Quintett aus fünf Talenten bestanden hätte. Das ist eine üble Ausrede, davon zu sprechen, daß man heute eben wiederum kein Glück gehabt hat. Hinter diesem vermeintlichen Pech verbirgt sich meistens Mangel an Können des einen oder andern Spielers der entweder außer Form oder für einen Posten im Sturm ungeeignet ist. Was sagte Franz selbst nach dem Spiel gegen Fürth?: „Wenn wir die Chancen des KFV gehabt hätten, hätten wir fünf Tore gemacht!“ Die Struktur der Fürther Elf war nicht besser, die der Eintracht auch nicht besser als die des KFV, und doch zog der KFV den Kürzeren. Die Mannschaft des KFV ist im Grunde genommen gut, hat aber eklatante Versager in ihren Reihen […]. Quasten schoß für den KFV nach der Pause den Ball unter die Latte, daß es eine Art hatte. Und Reeb? Von Kübert gereizt, vergaß er sich. Er mußte wegen Tätlichkeit kurz vor dem Schlußpfiff vom Platze. Ausgerechnet Reeb, der fairsten einer!      Julius Hüber.

Zuschauermagnet Club! 12.000 Zuschauer drängen sich ins das KFV-Stadion. Quelle: Badische Presse/ KFV-Archiv.
Paris, 1. Januar 1930 Racing Club Paris - KFV
Mannschaft bei einem Spiel in Marseille, Frankreich. Um 1930. Quelle KFV.

Auch in der Folgesaison blieb das Derby gegen den Lokalrivalen FC Phönix ein Zuschauermagnet. Vor 10.000 Zuschauern spielte der KFV im November 1928 gegen die Blau-Schwarzen, die das Hinspiel mit 3:2 gewannen. Der KFV war auf Rache aus. In einem rassigen Spiel kämpften die beiden Lokalrivalen verbissen gegeneinander. Nach drei verhängten Elfmetern (zwei für den KFV und einen für Phönix) siegte die KFV-Elf mit 4:2. In einem der folgenden Derbys, im Januar 1930, übte KFV-Star Bekir schlagfertige Selbstjustiz am Phönix-Keeper Krimmer, flog vom Platz und wurde für 13 Wochen gesperrt (mit Wirkung vom 12.04.1930 aber wieder begnadigt). Krimmer selbst wurde noch kurz vor Spielende vom Platz verwiesen. Mit 4:1 errang der KFV im emotionalen Derby erneut den Sieg. Beim Stande von 4:1 verfehlte Eugen Nagel – bekannt als sicherer Elfmeterschütze – mit zittrigen Knien bei einem Strafstoß das Tor. Trotz aller Emotionen und langer Dispute des Unparteiischen mit den Spielern beider Seiten, blieb es bei den Derbys dennoch meist bei relativ fair geführten Partien.

Neben den Derbys waren insbesondere die Spiele gegen den mehrfachen deutschen Meister Nürnberg von hohem Publikumsinteresse. 15.000 Zuschauer sahen 1929 das 0:0 zwischen dem KFV und dem 1. FC Nürnberg im KFV-Stadion. Auch im März 1930 konnten die „Clubberer“ vor 12.000 Zuschauern nicht gewinnen (1:1). „Für beide Vereine besitzt die KFV-Kampfstätte historische Bedeutung. Der »Club« fand hier immer seinen Meister, noch nie konnte er auf diesem für ihn geradezu verhängnisvollen Boden einen Sieg erringen“, urteilte ein Reporter.

 

Süddeutsche Meisterschaft; Endrunde der Zweit- und Drittplatzierten:
9. 3. 1930: KFV – 1. FC Nürnberg 1:1

KFV: Theo Stadler, Lorenz Huber, Hermann Trauth, Ferdinand Lange, Alfred Reeb, Eugen Nagel, Alfred Reisch, Julius Siccard, Leopold Kastner, Karl Link, Wilhelm Quasten

Nürnberg: Stuhlfauth, Popp, Kugler, Weikmann, Kalb, Fuchs, Reinmann, Oehm, Schmidt, Wieder, Kundt

Tore: 0:1 (unbekannt), 1:1 Kastner

KFV-Stadion, Zuschauer: 12.000.

KFV international

Nachdem der KFV bereits in seinen Anfangsjahren im regen Austausch mit ausländischen Vereinsmannschaften stand, führte der KFV diese Tradition auch in den Zwischenkriegsjahren fort. Über die Osterfeiertage 1930 reisten die Karlsruher unter der Führung von Ivo Schricker nach Holland. Slavia Prag gastierte im Mai 1930 in Karlsruhe. Sogar gegen eine Mannschaft aus Übersee ging es zwei Monate später, als der DSV Milwaukee New York in Karlsruhe gastierte. Eine erneute Frankreichreise führte die KFVler an Weihnachten 1930 unter der abermaligen Leitung von Ivo Schricker zusammen mit Meisterspieler Tscherter nach Marseille, Nancy und Paris. An Ostern 1928 wurde der KFV-Turniersieger in einem gut besetzten internationalen Wettbewerb in Luxemburg. Über Silvester 1932 ging es für den KFV erneut nach Frankreich, wo der KFV gegen den französischen Cup-Sieger Montpellier mit 3:1 gewann und gegen Olympique Marseille vor 10.000 Zuschauern 0:0 spielte.

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