Biografie und Interview – Franz Ahl: Gau- und Oberligaspieler des KFV

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„Ich weiß immer noch, dass zwei und zwei fünf sind“ – schelmisches Grinsen. Franz Ahl (5. Februar 1914 – 28. August 2016) feierte gerade seinen 101. Geburtstag (zum Zeitpunkt des Interviews), doch im Kopf ist der ehemalige KFV-Stürmer zum Zeitpunkt des Interviews immer noch hellwach. 1928 trat er als 14-jähriger dem KFV bei und ist damit das dienstälteste KFV-Mitglied. Auch sein sechs Jahre jüngerer Bruder Wilhelm Ahl spielte einst für die Schwarz-Roten. Aufgrund seines Mittelscheitels wurde er von seinen Mannschaftskollegen „Spaniola“ genannt.

Position: Halblinks, Vereine als Spieler: KFV 1928-1939, VfR Aalen 1939-1945, KFV 1945-1946

Vereine als Trainer und Spielertrainer:  Weingarten, 1. FC Bruchsal 1945-46, VfB Bretten 1946-47, FV Rußheim 1950-52,  FV Alemannia Bruchhausen 1946-1955 (Spielertrainer), SV Oberweier 1956 (Spielertrainer)

Herr Ahl, wie sind Sie zum KFV gekommen und in welcher Begegnung trugen Sie zum ersten Mal das KFV-Trikot?

1928 bin ich als 14-jähriger zum KFV gekommen. Von der B- und A-Jugend bin ich in der Saison 1933/34 in die erste Mannschaft gekommen.

Das erste Spiel in der ersten Mannschaft – an das ich mich erinnern kann – war in Ulm, gegen den SSV 1846 im Jahre 1935. Wir haben das Spiel mit 1:6 verloren, aber ich habe den Ehrentreffer geschossen. Ich hatte damals noch das Vergnügen zusammen mit dem berühmten Rafet Bekir (türkischer Nationalspieler und Olympa-Teilnehmer) zu spielen. Der Ulmer Spieler Strauß erzielte bei diesem Spiel allein 5 Tore, er war damals der überragende und bekannteste Spieler der Ulmer Mannschaft.

Wie hat der Krieg Ihre Spielerkarriere beeinträchtigt?

Von 1939 bis 1945 wurde ich von einem Rüstungsunternehmen in Aalen, Württemberg, dienstverpflichtet. Während dieser Zeit habe ich beim VfR Aalen gespielt, der damals wie der KFV an der Gauliga, der höchsten deutschen Fußballliga, teilnahm. Wir mussten damals von 6 Uhr morgens bis halb 6 abends arbeiten, aber das war immer noch besser als Soldat an der Front zu sein. Als Fußballer durfte man samstags sogar etwas früher mit dem Arbeiten aufhören.

Welche Erlebnisse haben sich besonders in Ihren Erinnerungen verankert?

Nach einem Spiel unserer A1-Jugend in Straßburg saßen wir gemeinsam mit den Franzosen am Tisch. Ein Spieler der Straßburger stand plötzlich auf und sagte: „Was hier an diesem Tisch an Wein getrunken wird, übernehme ich“. Naiv wie wir waren, haben wir zugeschlagen bis es fast jedem schlecht war. Auch unser Trainer Schnepf warf das Feiern aus den Reihen, so dass er unsere Pässe in der französischen Unterkunft vergaß und wir an der Grenze nach Deutschland keine vorzeigen konnten. Als wir uns eine Woche später im KFV-Clubhaus trafen und einer unserer Mitspieler Alkohol roch, musste er – ohne zuvor auch nur einen Schluck getrunken zu haben – sofort aus dem Clubhaus rennen und sich auf der Straße übergeben [lacht]. Diese Fahrt war uns allen eine Lehre!

Die Stadtderbys gegen Phönix waren immer hart umkämpft. Es gab Reibereien, aber nicht in dem Ausmaße wie heute. Ich erinnere mich an ein Spiel: In der 90. Minute bekamen wir beim Stand von 0:0 noch einen Strafstoß. Reiser, der eigentlich mit der Ausführung des Elfers beauftragt wurde, hatte Angst und verharrte einfach völlig passiv auf dem Spielfeld. Emil Kohler, ein weiterer KFV-Mitspieler, konnte gar nicht hinschauen und drehte sich zu unserem Tor. Also bin ich angetreten und habe verwandelt! Wir gewannen schließlich 1:0 und ein Vereinsfanatiker spendierte mir nach dem Spiel einen Liter Bier. So ging es damals zu. Hätte ich danebengeschossen… Der KFV war schon immer etwas Besonderes. In meiner Zeit war der KFV auch beliebter als der Stadtrivale Phönix Karlsruhe (später Fusionsverein des KSC). Er hatte einfach mehr Sympathien.

Beim VfR Aalen schoss ich in einem Spiel, das wir mit 13:1 gewannen, allein 7 Tore. Den Gegner habe ich leider vergessen. Ein Zuschauer meinte mir gehöre die Schützenschnur verliehen (Anm. d. R.: die Schützenschnur ist eine Auszeichnung für besondere Schießleistungen, die an alle Soldaten verliehen werden kann).

Welche Persönlichkeit beim KFV hat Sie am meisten geprägt/inspiriert?

Nationalspieler Lora Huber, Rafet Bekir und die Spieler Wünsch, Schneider, Siccard (Jussel und Willi), Damminger (deutscher Nationalspieler), Benz und Helm.

Wir hatten zu meiner Zeit eine gute Truppe: Siccard Willi-Linksaußen Wünsch war Mittelläufer, Reiser-Mittelläufer, Stadler im Tor, Huber, Immel und Bolz waren Verteidiger, Schön war rechter Läufer, Schneider war Läufer, Benz auf halbrechts, Litsch Linksaußen, Helm linker Läufer, Damminger Mittelstürmer, Brecht war Rechtsaußen. Meine besten Freunde Keck und Helm sind beide im Krieg gefallen.

Welche Persönlichkeit aus der Geschichte des KFV bewundern Sie am meisten und warum?

Die großen Spieler der Meistermannschaft, der bekannte Innensturm Hirsch, Fuchs, Förderer usw. habe ich im Grunde nie kennengelernt. Unter Jimmy Lawrence habe ich jedoch trainieren dürfen. Als er Trainer war, spielte ich meist noch in der A-Jugend. Lawrence war ein sehr guter und sympathischer Mann. Es gab einen Spruch von ihm der legendär war. Jedesmal wenn ein Spieler einer seiner Anweisungen nicht verstanden hatte, fragte er: „Du Gras im Kopf ?, Du Gras im Kopf ?“. Das war sein Spruch. Er sprach deutsch nur in Brocken, konnte sich jedoch immer irgendwie verständlich machen. Er verstand viel vom Fußball.

Was machten Sie nach Ihrer Zeit beim KFV?

Ich war bei einigen Vereinen als Trainer beschäftigt, zeitgleich habe ich z.B. bei Bruchhausen noch gespielt (bzw. war der Spielertrainer). Am 22. Januar 1956 verletzte ich mich bei einem Spiel in Oberweier sehr schwer am Bein. Aufgrund dieser Verletzung war ich viereinhalb Monate im Krankenhaus und dann war’s aus mit dem Fußballspielen. Auch eine Mannschaft habe ich danach nicht mehr trainiert.

Was hat Sie beim KFV am meisten beeindruckt?

Die Kameradschaft war hervorragend, das muss ich betonen. Nach dem Spiel gab es immer noch ein gemütliches Beisammensein im „Moninger Gartensaal“. So was ist heute fast nicht mehr der Fall. Die „Spesen“ waren für heutige Verhältnisse relativ niedrig. Für ein Heimspiel gab es 10 Mark, bei einem Auswärtsspiel 15 Mark. Das waren die Beträge, die der DFB offiziell erlaubte. Nebenbei gab es von begeisterten Zuschauern manchmal noch etwas.

Was würden Sie heute den KFV-Spielern und Verantwortlichen mit auf den Weg geben?

1946 in der Oberliga Süd hatten wir ein Spielausschussmitglied, den Herrn Tscherter, der nie irgendwo erschien wenn ein Spiel verloren ging. Man sah ihn nur, wenn es gut lief. Zu ihm sagte ich einmal: „Sie kommen auch nur, wenn wir gewonnen haben“. Fazit: Man muss auch zum Verein stehen, wenn es einmal nicht läuft.

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