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Die ältes­te Fuß­ball­ver­eins­hym­ne Deutschlands

Die Ver­eins­hym­ne des KFV wur­de in ihrer ursprüng­li­chen Ver­si­on um die Jahr­hun­dert­wen­de ver­fasst und ver­tont. Ver­mut­lich ist das „KFV-Lied“, wie die Hym­ne schlicht genannt wird, die ältes­te Fuß­ball-Ver­eins­hym­ne Deutsch­lands! Als Ver­fas­ser gilt der KFV-Spie­ler Otto Jüng­ling, der auf­grund sei­nes musi­ka­li­schen Wir­kens, „Pic­co­lo“, in Anleh­nung an die von ihm gespiel­te Pic­co­lo­flö­te, genannt wur­de. Sein Debüt in der ers­ten KFV-Elf gab Otto Jüng­ling im Spiel­lahr 1896/97 in der Par­tie gegen den Baden-Bade­ner FC (5:1). Schnell mach­te Jüng­ling als schnel­ler Links­au­ßen von sich Reden und wur­de zeit­wei­se gar Spiel­füh­rer der schwarz-roten Elf. 1899/1900 hat­te er par­al­lel zu sei­nem Sport­en­ga­ge­ment das Amt des „Spiel­wart­ge­schäf­tes“ inne. Ab Novem­ber 1906 gehör­te er – inzwi­schen als „aus­ge­dien­ter Spie­ler“ – der bis dato ers­ten KFV-Alt­her­ren-Mann­schaft an, die ihr ers­tes Spiel gegen die Akti­vi­täts­mann­schaft von Bei­ert­heim mit 1:4 ver­lor. Man­gels der Mög­lich­keit regel­mä­ßig das KFV-Trai­ning besu­chen zu kön­nen, spiel­te er ab 1907 nicht mehr in der ers­ten Elf und wand sich dem Schrei­ben von Ama­teur-Kri­ti­ken zu. In sei­ner Frei­zeit dich­te­te der musi­sche begab­te Sport­ler und spiel­te meh­re­re Musik­in­stru­men­te. Als regis­trier­ter Schieds­rich­ter des Süd­krei­ses lei­te­te Jüng­ling u.a. die Vier­tel­fi­nal­par­tie der deut­schen Meis­ter­schaft 1909/10 zwi­schen dem „Rix­dor­fer TuFC Tas­ma­nia 1900 (heu­te Tas­ma­nia Ber­lin) und dem „VfR Bres­lau“ auf dem Ger­ma­nia-Platz in Ber­lin-Tem­pel­hof. Nach dem Gewinn der deut­schen Meis­ter­schaft 1910 schwelg­te er in einem Brief wie „über­aus ernst und kri­tisch […] Göt­tin Nike auch dies­mal ihre Sache auf­ge­faßt“ hat­te. Ähn­lich pathe­tisch liest sich das vom Zeit­geist des Kai­ser­reichs gefärb­te KFV-Lied. Im Urtext des Lieds ging man für den Ver­ein gar „selbst in den Tod“ (1. Stro­phe, 6. Zei­le des Urtex­tes). Spä­ter wur­de die Zei­le dann in die heu­ti­ge Form ange­passt („ste­hen wir selbst in größ­ter Not“). Die 2. „Vater­lands-Stro­phe“ wird seit den 1950er Jah­ren nicht mehr gesun­gen. Die fünf­te Stro­phe, die auf die Schirm­herr­schaft des Prin­zen Max von Baden anspielt, wur­de ver­mut­lich schon eini­ge Jahr­zehn­te zuvor das letz­te Mal angestimmt.

Den Inge­nieur Otto Jüng­ling zog es nach sei­ner akti­ven Zeit als KFV-Spie­ler nach Düs­sel­dorf, wo er als Brand­di­rek­tor bei der Düs­sel­dor­fer Berufs­feu­er­wehr ver­ant­wort­lich war. Ein über­aus tra­gi­scher Unfall riss ihn aus dem Leben: Von der Nacht­wa­che am Bett sei­ner schwer erkrank­ten Frau im Kran­ken­haus, macht er sich eines Don­ners­tag­mor­gens ver­schla­fen auf dem Heim­weg. Aus Unacht­sam­keit kam der ver­mut­lich über­mü­de­te Jüng­ling zwi­schen einen Möbel­wa­gen und den Wag­gon einer Stra­ßen­bahn. Dabei erlitt er so star­ke Quet­schun­gen am Brust­korb, dass er bin­nen kur­zer Zeit ver­starb (Quel­le: Nach­for­schun­gen von Tho­mas Sta­isch). Sein Lied soll­te jedoch noch lan­ge nach­hal­len und blieb fes­ter Bestand­teil jeder Jah­res­haupt­ver­samm­lung oder Fei­er des Ver­eins. Bereits im Rah­men der Fei­er­lich­kei­ten zum 40-jäh­ri­gen Bestehen des KFV im Jah­re 1931 – im Bei­sein von Klub­grün­der Walt­her Ben­se­mann und dem spä­te­ren FIFA-Gene­ral­se­kre­tär Ivo Schri­cker – war der „All­ge­mei­ne Gesang des KFV-Lie­des“ ein eige­ner Pro­gramm­punkt von Fei­er­lich­kei­ten gewor­den und soll­te es auch fort­an blei­ben. 1966 been­de­te gar ein 90 Sän­ger star­ker Chor mit dem KFV-Lied „ein­drucks­voll“ die Jubi­lä­ums­fei­er­lich­kei­ten. Das KFV-Lied war und ist einer der Mosa­ik­stei­ne, die den beson­de­ren „KFV-Geist“ aus­mach­ten und zugleich iden­ti­fi­ka­ti­ons­stif­ten­der Fak­tor für die Klubgemeinde.

Die Tra­di­ti­ons­mann­schaft des KFV – bestehend aus frü­he­ren und aktu­el­len Spie­lern des Alt­meis­ters – reis­te bereits am frü­hen Mor­gen mit dem Bus nach Bern und besuch­te davor gemein­sam mit dem Schwei­zer Gast­ge­ber das Muse­um der Young Boys Bern im Sta­di­on, wo sich die Karls­ru­her Mann­schaft in das Gäs­te­buch ein­trug. Den Karls­ru­hern wur­de schnell klar: Der zwölf­ma­li­ge Schwei­zer Meis­ter wur­de wie der KFV von Gym­na­si­as­ten gegrün­det und blickt auf eine sehr lan­ge Tra­di­ti­on zurück.
Eini­ge mit­ge­reis­te KFV-Fans und Ange­hö­ri­ge feu­er­ten die Schwarz-Roten im anschlie­ßen­den Spiel im Sta­di­on an. Nach der Par­tie wur­den Wim­pel und Geschen­ke aus­ge­tauscht. Im Sta­di­on­re­stau­rant „Ele­ven“ speis­ten bei­de Mann­schaf­ten schließ­lich zusam­men.
Wolf­gang Ade, Koor­di­na­tor der KFV-Tra­di­ti­ons­mann­schaft, orga­ni­sier­te die Rei­se der Karls­ru­her in die Schweiz. „Wir dan­ken den Senio­ren 40+ des BSC Young Boys Bern/Wyler für das tol­le und fai­re Freund­schafts­spiel“, so der frü­he­re Spie­ler und Trai­ner des KFV. „Das kom­plet­te Bern-Wochen­en­de war ein unver­gess­li­ches Erleb­nis“. Rüdi­ger Herr – stets eng in Kon­takt mit Ade – orga­ni­sier­te auf Sei­ten der Ber­ner Vete­ra­nen­elf das Freundschaftsspiel.

Wie­der­ent­de­ckung / Rap-Version

Im Juni 1921 gab der KFV ein eige­nes Lie­der­heft her­aus, in dem neben dem tra­di­tio­nel­len KFV-Lied noch wei­te­re Stü­cke zu fin­den sind, u.a. ein „alter­na­ti­ves KFV-Lied“: 1. Ein kräf­tig Lied laßt uns jetzt sin­gen Aus fri­scher deut­scher Män­ner­kehl! Doch las­set nur uns „Elf“ es brin­gen Dem K.F.V. aus tiefs­ter Seel! Wer kennt uns nicht in Deutsch­lands Gau­en! Bekannt sind wir in frem­dem Land Gar vie­le haben wir schon gehau­en Im Kampf fürs „schwarz und rote“ Band! (es fol­gen vier wei­te­re Stro­phen) In den 1990er und 2000er Jah­ren wur­de es wort­wört­lich ruhig um die Ver­eins­hym­ne. Erst 2011 ent­stand aus Spaß her­aus eine Rap-Ver­si­on des alt­ehr­wür­di­gen KFV-Lieds (inklu­si­ve der 2. Stro­phe, bei der man sich aber nun dem „Ver­ein“ statt dem „Vater­land“ weiht). Der spä­te­re Cas­ting­show-Gewin­ner Pie­tro Lom­bar­di („Deutsch­land sucht den Super­star“), der sich im Dezem­ber 2009 zusam­men mit sei­nem Bru­der Mar­co dem Alt­meis­ter anschloss und im Juni 2010 als 18-jäh­ri­ger sein Pflicht­spiel­de­büt gab, ver­such­te sich eini­ge Male scherz­haft an der Ver­eins­hym­ne. Nach eini­gen Ver­su­chen gab die­ser jedoch ent­nervt auf: „Die­ser Text – sowas kann man nicht rich­tig sin­gen“, war sein Urteil. Bes­ser mach­ten es die Brü­der Gaet­a­no und Ales­san­dro Clin­ca, bei­de Spie­ler des KFV und Cou­sins von Pie­tro Lom­bar­di. Sie pro­du­zier­ten ein Remix der alten Hym­ne und der Reg­gae­ton-Melo­die „Lo que vivo” von Mar­ti­ni Mix. Gaet­a­no rapp­te und Ales­san­dro über­nahm die tech­ni­sche Umset­zung. Die Beliebt­heit die­ser Rap-Ver­si­on – ins­be­son­de­re als Han­dy­klin­gel­ton – zeig­te sich schnell bei KFV-Heim­spie­len, wo das stän­dig ertö­nen­de „Hau – hau – hau“-Intro der Rap-Ver­si­on so man­chem älte­ren Zuschau­er missfiel. 

Ange­spornt von der neu­en Neu­in­ter­pre­ta­ti­on kam im Ver­ein der Wunsch auf, das Ori­gi­nal-Lied noch ein­mal in der klas­si­schen Ver­si­on auf­neh­men zu las­sen. In Zusam­men­ar­beit mit der Gei­gen­leh­re­rin und Vor­sit­zen­den der Deutsch-Arme­ni­schen Musik­ge­sell­schaft e.V., Ani Agha­bek­yan, und ihrem Team, ent­stand 2012 eine Neu­auf­nah­me, wel­che heu­te u.a. bei Sport­fes­ten des KFV, ins­be­son­de­re vor Spie­len der KFV-Tra­di­ti­ons­mann­schaft, ein­ge­spielt wird.

Text des Vereinslieds

1. Stro­phe

Fuß­ball­spiel, du schöns­ter Sport von allen,
Dem wir unse­re Jugend weih’n,
Dir soll ewig herr­lich Lob erschal­len
In dem Karls­ru­her Fuß­ball-Ver­ein.
Er trägt die schö­nen Far­ben schwarz und rot,
für die ste­hen wir selbst in größ­ter Not,
|:Drum Freun­de, stim­met in den Ruf mit ein:
Hoch der Karls­ru­her Fußball-Verein.:|

2. Stro­phe

Wenn wir auf grü­nem Fel­de ste­hen
Wider einen star­ken Freund
Dann wird’s uns immer gut erge­hen,
Wenn sich Kraft mit Mut ver­eint.
Und mutig weih’n wir uns dem Vater­land,
Wenn kämp­fen wir der­einst mit star­ker Hand,
|:Wenn ste­hen wir als tapf’­re Wehr
Auf dem schö­nen Feld der Ehr’. 😐

3. Stro­phe

Mag auch ein Freund uns dann ver­las­sen,
Muß an einen ande­ren Ort,
So kön­nen wir uns sicher d’rauf ver­las­sen:
An “schwarz-rot” denkt er immer­fort.
Der schö­nen Tage er gedenkt all­da,
Er ruft ein kräf­ti­ges: Hipp, hip-hur­ra!
|:Den Freun­den zu in wei­ter Fern,
bei denen er geweilt so gern.:|

 

4. Stro­phe

Schwör’n woll’n wir heu­te noch­mals Treue
Unse­rem lie­ben KFV.
Für ihn wir kämp­fen stehts aufs neue
Mit gan­zer Kraft auf grü­ner Au.
Wir wol­len fest zusam­men­hal­ten
So lang’ der Jugend Kräf­te wal­ten,
|:Dann ist in man­chem schö­nen Streit,
Der sich’­re Sieg auf uns’­rer Seit’.:|

5. Stro­phe
Ein Prinz von Baden för­dert unser Stre­ben,
ein hoher Gön­ner uns und Freund.
Drum wol­len wir zu ihm den Blick erhe­ben,
wenn wir zu Kampf und Spiel ver­eint.
Den wah­ren Sports­geist woll’n wir pfle­gen
Zu sei­nem Ruhm und uns zum Segen,
Drum sei des Lie­des letz­ter Ton
Ein drei­fach hoch auf den Fürstensohn!

(Stro­phen 2 und 5 wer­den heu­te nicht mehr gesungen)