Nach dem Abstieg aus der erstklassigen Oberliga fand sich der KFV in der tristen Landesliga wieder, da es zu diesem Zeitpunkt noch keine überregionale 2. Liga gab. 15 Spieler des KFV-Oberliga-Teams wanderten ab, Leistungsträger Morlock zog aus beruflichen Gründen nach Offenbach. Unter ungeheuren Schwierigkeiten musste der KFV nun über die Sommerpause wieder eine funktionierende Mannschaft formieren. KFV-Altnationalspieler Max Breunig blieb den Schwarz-Roten als Trainer erhalten. In der Landesliga Nordbaden Gruppe Süd stammten die Gegner des KFV aus dem engeren geographischen Gürtel um Karlsruhe. Statt dem 1. FC Nürnberg, der Frankfurter Eintracht oder dem FC Bayern München warteten nun der FC Neureut, SpVgg Dillweißenstein und FVgg. Mühlacker auf die Schwarz-Roten. Kleiner Trost: Immerhin waren mit dem ebenfalls abgestiegenen FC Phönix Karlsruhe und dem 1. FC Pforzheim zwei weitere Traditionsvereine in der Landesliga aufgelaufen.
In der Landesliga kam es in der darauffolgenden Saison besonders bitter für die Schwarz-Roten: Hatte sich der KFV zuvor noch für eine überregionale, zweitklassige Liga eingesetzt, um nach dem vermutlichen Abstieg aus der Oberliga nicht ganz so tief zu fallen, wurden diese Bemühungen dem Altmeister nun zum Verhängnis. Da die Landesliga Nordbaden in der Folgesaison mit der Landesliga Mittelbaden zusammengeschlossen wurde, musste der Altmeister nach dem Oberligaabstieg unter die ersten sechs Mannschaften kommen, um die Klasse zu halten. Der KFV wurde siebter. Lokalrivale Phönix, der schon die Schlinge am Hals hatte, konnte sich knapp vor den KFV noch auf den sechsten Platz und damit in die fusionierte Landesliga retten, während der KFV erneut abstieg. In der Bezirksliga angekommen, erreichte der KFV in der Folgesaison den zweiten Platz, knapp hinter dem FV Daxlanden. Einziger Lichtblick in diesen schweren Monaten war die Wiedereröffnung des KFV-Platzes am 29. August 1948. Das Eröffnungsspiel gegen den neuen Lokalmatador VfB Mühlburg ging vor 6.000 Zuschauern mit 1:6 verloren. Ein Ergebnis, welches die neue Kräfteverteilung im Karlsruher Fußball gut widerspiegelte.
Erst im darauf folgenden Spieljahr (1949/50) kam der Erfolg zurück zu den Schwarz-Roten. Mit 92:19 Toren und 43:1 Punkten dominierte der Altmeister unter Kapitän Erich Benz (geb. 7.11.1915), einer der letzten verbliebenen Oberliga-Veteranen, die Bezirksliga nach Belieben. Ganz ohne Tragik ging es aber dennoch nicht: KFV-Spieler Karl Sälzler starb bei einem Verkehrsunfall und auch der hoffnungsvolle, junge Verteidiger Otto Metz wurde Opfer eines Unfalls, bei dem er sich beide Beine brach. Nachdem der Ex-KFV-Spieler Trauth („eiserner Hermann“) den KFV wieder nach oben geführt hatte, übernahm mit Karl Striebinger (1913-1981) ein dreimaliger deutscher Nationalspieler, der erst zwei Jahre zuvor als Spieler des VfR Mannheim die erste deutsche Nachkriegsmeisterschaft gewann, das Traineramt des KFV.





Mit dem Aufstieg in die neu geschaffenen 1. Amateurliga Nordbaden war der Altmeister formal mit dem Erzrivalen FC Phönix wieder gleichgezogen. Sportlich ging es auch mit dem prominenten Trainer weiter bergauf: Im August wurde der KFV zusammen mit dem FC Basel zur Einweihung der Sportplatzanlage von CD St. Clara nach Portugal eingeladen, wo die Schwarz-Roten den Schweizer Vizemeister mit 3:2 schlugen. In der darauffolgenden Ligarunde landete der KFV knapp vor dem FC Phönix auf dem zweiten Rang. Meister und Aufsteiger wurde Feudenheim. Fair ging es in der obersten Amateurliga Nordbadens nicht immer zu: Beim 2:1-Sieg gegen Hockenheim, im Januar 1952, drangen Zuschauer „noch vor Ausbringung des Sportrufs […] aufs Spielfeld und beschimpften und schlugen unsere Spieler. Oehlbach wurde fast bewusstlos geschlagen und getreten. Auch die Begleiter und Anhänger des KFV wurden tätlich angegriffen. Die wütende Meute wollte den Umkleideraum unserer Mannschaft stürmen. Ebenso setzte es beim Weggehen der Mannschaft und Begleitung Faustschläge und Fußtritte ab.“ Trainer Striebinger blieb nur ein Jahr und wurde vom Sportlehrer Erwin Stumpp[1] beerbt, der aber wiederum nach kurzer Zeit vom ehemaligen Spieler Erwin Schneider abgelöst wurde.
Trotz mancher trister Lokalspiele, konnte der KFV schon bald wieder, mit der im Sommer sich anschließenden Endrunde um die erstmals ausgetragene Deutsche Amateurmeisterschaft, landesweit Schlagzeilen machen.
[1] Der Sportlehrer Erwin Stumpp (geb. 6. 11. 1898 in Oberschefflenz) war ab 1933 Mitglied der NSDAP, ab 1939 NSKK-Sturmführer und Mitglied in den Organisationen NSLB, NSV, RLB. Während des Krieges war er Kreissportlehrer in Schlettstadt (frz. Sélestat) im Elsass. Ein französischer Bäcker aus Sélestat entlastete ihn im Entnazifizierungsverfahren als „Elsässer-Freund“, der kein „Hitler-Geborener“ war. Quelle: GLA Karlsruhe, 467-1, 4403.
Nur knapp um den Triumph gebracht: Amateurvizemeister 1951 vor 70.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion
Innerhalb von 14 Tagen schlug der KFV in der neu geschaffenen deutschen Amateurmeisterschaft den FC 08 Villingen (3:2), VfL Sindelfingen (2:0) und den SSV Troisdorf 05 (3:1). Damit stand der KFV im Finale um die deutsche Amateurmeisterschaft, welches in einer Doppelveranstaltung im Berliner Olympiastadion als Vorspiel des Finals der Vertragsspieler (1. FC Kaiserslautern – FC Preußen Münster 2:1) ausgetragen wurde. Als Finalgegner wartete mit dem ATSV Bremen 1860 auf die Karlsruher ein Bremer Fußballpionierklub, der bereits 1988 seine Fußballabteilung einstellen sollte.
Einen Tag vor dem Finale in Berlin ging es für den KFV-Tross am 29. Juni mit dem Zug zunächst nach Frankfurt, wo Ehrenvorsitzender Dr. Ruzek wartete, „dann kam für die meisten der Teilnehmer der große Augenblick, an dem sie das erste Mal in ihrem Leben ein Verkehrsflugzeug bestiegen“(!) Um 18 Uhr kam die Maschine wohlbehalten in Berlin an, wo es mit dem Autobus zum Hotel am Bahnhof Gesundbrunnen ging. Am Samstag machte die Mannschaft eine Stadtrundfahrt und bekam gleichzeitig große Sorgenfalten: Stürmerstar Ehrmann hatte Magenverstimmungen zu beklagen. Erst wenige Minuten vor dem Anstoß entschied sich Trainer Kraft ihn doch einzusetzen. Im Berliner Stadion warteten bereits 70.000 Zuschauer auf die Karlsruher: „Viele Eindrücke stürmten auf die Mannschaft ein. Diese gewaltige herrliche Sportplatzanlage, das warme sonnige Wetter, die gewaltige Zuschauerkulisse, kurzum, das alles waren Momente, die von der Mannschaft selbst überwunden werden mußten“.
Erich Benz (genannt „Benze Arsch“, aufgrund seiner stets zu weiten Hosen, die er trug) bestritt in Berlin sein 1100. (!) Pflichtspiel für den KFV. Die KFV-Elf kam nach dem Anpfiff der Partie nur schleppend in Gang. Der starke Bremer Willi Schröder, der später noch auf 12 A-Länderspiele kommen sollte, schoss früh das 1:0, 20 Minuten später bereits das 2:0 und so gingen beide Teams in die Halbzeitpause. Die mitgereisten KFVler befürchteten, die Mannschaft würde nun resignieren und der Beginn der zweiten Hälfte gab ihnen zunächst recht: Die Bremer erhöhten auf 3:0! In den letzten 30 Minuten drehte der KFV nun jedoch furios auf und war die spielbestimmende Mannschaft. In kurzer Zeit verkürzten Kittlitz und Ehrmann auf 2:3 aus Sicht des Altmeisters „und dann hing es wirklich nur noch an einem seidenen Faden, dass der Anschlusstreffer fiel“. Nur mit viel Glück konnten die Bremer das 3:2 über die Zeit retten. DFB-Präsident Dr. Bauwens (Ehrenmitglied des KFV!) fand tröstende Worte („Ihr habt beide gewonnen“) für die Karlsruher. Da die Rückreise erst am Montag angesetzt war, hatte die KFV-Elf noch genügend Gelegenheit Berlin zu erkunden. In Karlsruhe wurden die Schwarz-Roten am Hauptbahnhof bereits von mehreren hundert Anhängern sowie Bürgermeister Dr. Gutenkunst und dem Südwestrundfunk erwartet. Auch die Mannschaft selbst ließ sich nach der gelungenen Saison kräftig feiern. Was sich im Anschluss „als Verlängerung des Empfangs“ in Leopold Ransenbergs Kabarett Roland ereignete, „darüber schweigt des Berichters Höflichkeit“, so die KFV-Vereinsnachrichten.






Für Kurt Ehrmann war der Wettbewerb Ausgangspunkt seiner internationalen Karriere: Er wurde darauf zu einem DFB-Vorbereitungskurs für die Olympischen Spiele 1952 in Helsinki einberufen. Die beiden Kittlitz-Brüder, die 1949 zum KFV gekommen waren und 1951 im Finale standen, beendeten 1956/57 ihre Karriere und zogen beide nach Bad Schönborn, wo sie bis zu ihrem Tod 1984 (Alfons) bzw. 1981 (Hugo) lebten. Ein weiterer Held des Finals, Simon „Seppel“ Weber (19. Dezember 1919 in Karlsruhe – 1989 in Karlsruhe), absolvierte von 1945 bis 1956 genau 600 Spiele in der ersten Mannschaft und war lange Jahre hindurch Kapitän der KFV-Truppe. Der Rekordtorschütze der letzten erstklassigen Phase des KFV (Oberliga Süd 1945-47) kam vom FC Südstern und war nach seiner KFV-Karriere Spielausschussvorsitzender sowie Trainer (1959/60 und von 1960 bis 1962) der Schwarz-Roten. Er wurde mit der silbernen und goldenen Ehrennadel ausgezeichnet und zum Ehrenspielführer und Ehrenmitglied ernannt.
- Juni 1951, Endspiel um die deutsche Amateurmeisterschaft: ATSV Bremen 1860 – KFV 3:2 (2:0)
Schiedsrichter: Pucka (Berlin), Zuschauer: 70.000
Bremen Herbert Otten – Helmut Stehmeier, Herbert Scherrer – Arnold Neuhauß, Werner Meseberg, Helmut Neumann – Karl-Heinz Nagel, Helmut Haase, Willi Schröder, Friedrich Körner, „Kalle“ Kratz
Trainer: Dr. Helmut Bergmann
KFV: Erwin Ratzel – Simon Weber, Heinz Buhlinger – Fritz Scheurer, Erich Heeger, Alfons Kittlitz – Koch, Kurt Ehrmann, Hugo Kittlitz, Erich Benz, Willi Ott
Trainer: Karl Striebinger
1:0 Schröder, 2:0 Schröder, 3:0 Körner, 3:1 Kittlitz, 3:2 Ehrmann








